Historisches Stephanshausen
Historisches und Wissenswertes
über Stephanshausen
Aus der Geschichte des Ortes ist wenig bekannt. Ringwallanlagen, steinzeitliche Abfallgruben und Grabhügel (vermutlich aus der Latenezeit, etwa 5.-1. Jhdt. v. Chr.) geben karge Anhaltspunkte. Die älteste urkundliche Überlieferung aus der Mitte des 13. Jahrhunderts nennt „Stevenshusen“. Laut Weistum von 1492 stand der Ort in
hofrechtlicher Bindung zu den Grafen von Nassau-Idstein.
Im Turm von Schloss Vollrads bei Winkel liegen Urkunden, wonach die Greiffenclaus im 17. Jahrhundert große Teile des Dorfes kauften: Friedrich Greiffenclau erwarb „die Gefälle zu Stephanshausen“ 1660 von Johann Graf zu Nassau-Saarbrücken, Herr zu Idstein, Lahn und Wiesbaden. Somit unterschied sich Stephanshausen bis 1808 durch Reste alter Unfreiheit von den übrigen Gemeinden des Rheingaus. Man muss deswegen nicht unbedingt Nachteile für die wenigen Bürger des Ortes (1700 waren es zwölf, 1820 immerhin schon 206) vermuten. Die Bewohner schätzten die Geborgenheit, die sie unter dem Schutz des Adels fanden. In der Blutgerichtsbarkeit stand Stephanshausen lange Zeit unter dem Gericht zu Winkel, während die kirchliche Abhängigkeit auf Verbindungen nach Lorch deutet.
Die katholische Pfarrkirche des Ortes ist dem heiligen Michael geweiht. Bereits 1401 besaß das Dorf eine Kapelle, die von einem Lorcher Kaplan betreut wurde. Über das Patronatsrecht verfügten die Adligen von Breidbach. In den folgenden Jahrhunderten wechselten die kirchlichen Herren; Stephanshausen gehörte zuweilen nach Winkel, später nach Presberg. Seit 1743 besitzt Stephanshausen ein eigenes Gemeindesiegel, das den Kirchenheiligen St. Michael zeigt. 1755 wurde der Ort zur Pfarrei erhoben. Die vermutlich gotische Kirche von damals fiel 1635 den brandschatzenden Schweden zum Opfer. Mit dem Wiederaufbau wurde schon 1653 begonnen. 1749 erfolgte eine großzügige Erweiterung des Gotteshauses, wodurch die Kirche ihr heutiges Gepräge erhielt. Das schlichte Äußere verrät nichts von der kunstvollen Ausstattung im Innern.
Die ehemals selbständige Höhengemeinde Stephanshausen ist allseits von Wald umschlossen. Zahlreiche Wanderwege sind hier zu finden die teilweise historische Verkehrswege waren. Ein Zeugnis davon ist die Wegespinne die "Sieben Wegweiser". An diesem Platz münden insgesamt sieben Wege . Darunter befinden sich der „Rennweg", sowie die ,,Hohe Straße". Sie ist ein historischer Verkehrsweg und führt seit Jahrhunderten hinüber nach Hausen vor der Höhe.
Der „Rennweg" wiederum war ein Teilstück des Rheingauer Gebücks, der großen Befestigungsanlage, die dem Landstrich in früheren Jahrhunderten die Freiheit sicherte. Der Grenzwall begann bei Niederwalluf am Rhein und zog sich entlang der „Walluf" talaufwärts. Er passierte die Kling, wo eines der Bollwerke platziert war, und zog kurz vor dem heutigen Schlangenbad nach Westen auf die Höhe hinauf. Dort folgte er dem Kammverlauf über die Mapper Schanze (das einzige noch erhaltene Gebücktor) bis nördlich von Stephanshausen. Weiter nordwestlich senkte sich der Gebüschsaum ins Wispertal hinab, bezog die Kammerburg sowie Burg Rheinberg ein und lief an der Sauerburg vorbei. Kurz dahinter bog er in Richtung Rhein ab und lief im Niederthai aus. Den Schweden gelang es im Dreißigjährigen Krieg erstmals, das Gebück zu durchbrechen. Später verfiel die Anlage, heute erinnern nur noch wenige knorrige Bäume an das Gebück.
Der „Rheinhöhenweg" ist einer der großen Weitwanderwege der Bundesrepublik Deutschland. Er verläuft im Mittelteil des größten deutschen Stromes an beiden Ufern des Rheins. Wälder, Senken, Weinberge und immer wieder Burgen und Schlösser prägen die Route. Goethe, Heine, Brentano und der alte Baedecker sind literarische Wegbegleiter dieser Wanderung. Rechtsrheinisch führt der Höhenweg in 13 Etappen über 260 Kilometer vom Wiesbaden nach Bonn. Entlang des linken Ufers sind es 10 Etappen und 200 km zwischen Bonn und Oppenheim.
Text: Wolfgang Blum